Dr. Viktor Emil Frankl

(geboren am 26. März 1905 in Wien, gestorben am 2. September 1997 in Wien)
Häftlingsnummer: 119104

Als ich bereits in ein anderes bayerisches Lager gebracht worden war, in ein sogenanntes Schonungslager, in dem ich dann, während einer großen Fleckfieberepidemie, endlich als Arzt arbeiten durfte, da hatte ich zeitweise dieses Glück, wenigstens für Minuten, mich in die so ersehnte Einsamkeit zurückziehen zu können. 

– Dr. Viktor Frankl über seine Zeit im Lager Kaufering VI

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Dr. Viktor Emil Frankl teilte seine Erfahrungen in den Konzentrationslagern in seinem Buch „…trotzdem Ja zum Leben sagen". Das Foto zeigt den Psychologen bei der Einweihung eines Gedenksteins am ehemaligen KZ-Außenlager Kaufering III. Quelle: Archiv Familie Posset

Viktor Emil Frankl wurde am 26. März 1905 geboren. Er studierte Medizin und promovierte im Jahr 1930. Von 1933 bis 1937 leitete er als Oberarzt im Psychiatrischen Krankenhaus in Wien eine Abteilung für suizidgefährdete Frauen.

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich im März 1938 wurde Frankl als Jude verboten, „arische“ Patienten zu behandeln. In der neurologischen Abteilung des Rothschild-Spitals, Krankenhaus der israelitischen Kultusgemeinde, fand er eine neue Arbeit. Einige Gutachten, die er zu dieser Zeit jüdischen Patienten ausstellte, sollten diese vor dem nationalsozialistischen Euthanasieprogramm bewahren.

Im September 1942 wurden Frankl, seine Frau Tilly und seine Eltern in das Ghetto Theresienstadt umgesiedelt. Sein Vater starb dort 1943, Mutter und Bruder wurden in der Gaskammer in Auschwitz ermordet, seine Frau starb im KZ Bergen-Belsen. Auch Frankl wurde 1944 in das KZ Auschwitz deportiert, anschließend in das Lager Kaufering III sowie in das Lager Kaufering VI in Türkheim. Dort wurde er mit anderen Gefangenen am 27. April 1945 von US-amerikanischen Soldaten befreit.

Dort gab es auch einen Schacht mit unterirdischer Wasserleitung, bedeckt mit einer hölzernen Platte. Auf ihr ließ ich mich nieder, wann immer ich (…) in der Baracke als Arzt entbehrlich war. Dort hockte ich und blickte – durch die obligate Vignette des Stacheldrahts – hinaus auf die weiten grünenden und blumigen Fluren und fernen blauenden Hügel der bayerischen Landschaft. Dort saß ich und träumte die Träume meiner Sehnsucht und schickte meine Gedanken fernhin nach Norden und Nordosten, wo ich geliebte Menschen vermutete – aber jetzt nur Wolken mit unheimlich bizarren Formen wahrnahm. 

– Dr. Viktor Frankl über seine Zeit im Lager Kaufering VI

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Seine Erfahrungen in den Konzentrationslagern hielt der Psychologe in seinem Buch „…trotzdem Ja zum Leben sagen“ fest. Es wurde in 26 Sprachen übersetzt und weltweit über 12 Millionen Mal verkauft. 1947 heiratete Viktor Emil Frankl erneut. Sein Grab befindet sich in der „alten israelitischen Abteilung“ auf dem Wiener Zentralfriedhof. Zu seinen Ehren wurde im März 2015 in Wien das Viktor-Frankl-Museum eröffnet.

Dann ging ich sie [die Medikamente] holen und machte sodann „Visite´„: von Kameraden zu Kameraden, ihnen den Puls fühlend, den schwersten Fällen eine halbe Tablette eines Medikaments reichend. Den allerschwersten gar kein Medikament, da es für sie vergeblich gewesen und den anderen Fällen, die vielleicht noch zu retten waren, entzogen worden wäre; den leichteren Fällen aber konnte ich nichts geben, außer vielleicht einem guten Wort. 

– Dr. Viktor Frankl zur medizinischen Situation im Lager Kaufering VI

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