Erinnerungsarbeit 

Kurz nach der Befreiung der Konzentrationslager und ihrer Außenlager durch die Alliierten im Jahr 1945 errichteten Überlebende im Raum Landsberg/Kaufering Erinnerungszeichen an den Massengräbern von KZ-Opfern. Auf ihr Drängen hin ließen Stadt und Landkreis Landsberg erste Friedhöfe bauen. Anfang der 1950er-Jahre wurden diese durch das Bayerische Entschädigungsamt umgestaltet und als Gedenkstätten eingeweiht.

2013 fand die jährliche Zeremonie von Stiftung Bayerische Gedenkstätten und Bayerischem Landtag zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in der Welfenkaserne statt. Uri Chanoch übergab während des Festakts seine Häftlingsjacke an die Militärgeschichtliche Sammlung „Erinnerungsort Weingut II". Quelle: Stiftung Bayerische Gedenkstätten

In den 1980er-Jahren begannen Bürgerinnen und Bürger sich verstärkt mit der historischen Vergangenheit der NS-Zeit und dem KZ-Außenlagerkomplex Landsberg/Kaufering auseinanderzusetzen. In der Öffentlichkeit gestaltete sich die Erinnerungsarbeit schwierig, da Teile der Gesellschaft eine kritische Beschäftigung mit jenen Jahren scheuten.

An Schulen wurde auf Initiative des Bundespräsidenten zu Beginn der 1980er-Jahre mit dem Schülerwettbewerb „Deutsche Geschichte“ dazu aufgerufen, die NS-Zeit vor und während des Kriegs zu erforschen. Dabei wurden in Landsberg erstmals die Zusammenhänge zwischen der Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen und dem Rüstungsprojekt „Weingut II“ aufgearbeitet. Die Schülerarbeit, welche vom Historiker und Gymnasiallehrer Anton Posset betreut wurde, gewann 1982/83 den Wettbewerb. 1992 veröffentlichte die am Wettbewerb beteiligte Edith Raim ihre Dissertation zu den KZ-Außenlagerkomplexen Landsberg/Kaufering und Mühldorf und schuf damit die erste wissenschaftliche Grundlage.

Bereits im November 1983 bildete sich der Verein „Landsberg im 20. Jahrhundert“, der sich ebenfalls der Erforschung der Landsberger Zeitgeschichte verschrieb und seit 1993 die „Themenhefte Landsberger Zeitgeschichte“ herausgab. Der Verein erwarb ein Teil des Geländes des ehemaligen Lagers Kaufering VII auf dem sich die erhalten gebliebenen Tonröhrenbauten befinden und rette sie vor dem Abriss. Heute befindet sich das Gelände im Besitz des Vereins „Europäische Holocaustgedenkstätte Stiftung e.V.“, die 2016 den Bayerischen Denkmalpflegepreis für die Konservierung der Tonröhrenbauten erhielt.

Die Erinnerungskultur ist ein Teil des Landkreises Landsberg am Lech. Quelle: Landsberger Tagblatt

Auf dem früheren Gelände des KZ-Außenlagers Kaufering III wurde im November 1984 der erste Gedenkstein im Raum Landsberg/Kaufering außerhalb der KZ-Friedhöfe auf Initiative von Anton Posset und dem Verein „Landsberg im 20. Jahrhundert“ aufgestellt. Die Einweihung erfolgte gemeinsam mit der Gemeinde Kaufering, Bürgermeister Jung und dem ehemaligen KZ-Häftling Viktor Frankl am 11. November.

In den 1980er-Jahren begannen ebenfalls Hauptmann Helmut Weißbach und Hauptfeldwebel Rudolf Schmidt die Geschichte des Bunkers „Weingut II“ (heute Welfenkaserne), der seit 1963 von der deutschen Luftwaffe genutzt wird, zu erforschen. 1984 wurde zur Erinnerung an die Opfer eine Tafel als erstes Erinnerungszeichen am Bunker aufgestellt. Es folgten eine Ausstellung von Angehörigen der Luftwaffe und dem Verein „Landsberg im 20. Jahrhundert“ in der Stadt Landsberg.

In der Ausstellung der Militärgeschichtlichen Sammlung „Erinnerungsort Weingut II" findet jährlich im April eine Gedenkveranstaltung zu Ehren der KZ-Opfer statt. Quelle: Stiftung Bayerische Gedenkstätten

1993 ließ der Markt Kaufering eine Informationsstele am erhalten gebliebenen Fundament der Küchenbaracke des Lagers Kaufering III aufstellen. In einem Schulprojekt am Ignaz-Kögler-Gymnasium Landsberg wurde unter der Leitung der Lehrerin Barbara Fenner 1994/95 das ehemalige Lagergelände von Kaufering XI sichtbar gemacht. Die hieraus entstandene Schülerausstellung befindet sich heute in der seit 2011 existierenden Militärgeschichtlichen Sammlung „Erinnerungsort Weingut II“ in der Welfenkaserne.

Am Bahnhof von Kaufering wurde 2009 sowohl eins von mehreren Todesmarsch-Denkmälern von Hubertus von Pilgrim aufgestellt, als auch ein Gedenkort mit einem Güterwaggon eingeweiht, der symbolisch den An- und Abtransport der KZ-Häftlinge vor Augen führen soll.