Funktionshäftlinge

Ein Funktionshäftling, in der Lagersprache auch Kapo genannt, war ein KZ-Häftling, der von SS-Angehörigen in eine leitende Position erhoben wurde. Mit den Kapos schuf die SS ein Selbstverwaltungssystem der Lager.

Die KZ-Häftlinge wurden nicht nur für den Bau von Rüstungsbunkern eingesetzt, sondern auch für andere Bauarbeiten. Wie beispielsweise hier für den Dove-Elbe-Kanal, ein Außenlager des KZ Neuengamme. Die Kapos sind an ihren schwarzen und weißen Armbinden erkennbar. Quelle: United States Holocaust Memorial Museum, courtesy of KZ-Gedenkstatte Neuengamme

Die Kapos schnappten sich ihre Opfer von anderen Kommandos und schlugen sie mit Stöcken oder anderen Foltergeräten. Sie wurden zu Experten beim Zielen auf die schmerzhaftesten Körperteile. Aus Rache schlug ein Kapo auf den Arbeiter eines anderen Kapos ein und umgekehrt.”

– Israel I. Cohen über Misshandlungen

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Eingesetzt wurden Funktionshäftlinge unter anderem in der Lagerverwaltung. Sie arbeiteten in der Küche, dem Magazin, der Kleiderkammer und den Schreibstuben.

Als Arbeitsaufseher waren Kapos für einen reibungslosen Ablauf innerhalb der Arbeitskommandos zuständig. Dazu zählten zum Beispiel das Unterbinden von Fluchtversuchen und die Meldung von Verspätungen.

Eine weitere Führungsposition besetzte der Blockälteste. Er musste dafür sorgen, dass die morgendlichen Abläufe gemäß den Vorgaben der SS vonstattengingen, die Betten gemacht waren und die Gefangenen auf dem Appellplatz erschienen. Abends überwachte der Blockälteste die Ausgabe der Mahlzeiten, wies neue KZ-Häftlinge an und meldete fehlende.

An der Spitze der Hierarchie stand der Lagerälteste – oft mit zwei Stellvertretern –, der die anderen Kapos überwachte und der SS unterstand. Damit fungierte er als Hauptverbindung zwischen Unterdrückern und Unterdrückten.

Mein Blockältester, der für die fünfzig Mann unserer Baracke vor den Deutschen verantwortlich war, war ein orthodoxer Jude aus Ungarn. Er hatte seinen Neffen bei sich, der etwa gleich alt wie ich war. Dieser Knabe diente als „Bote“ zwischen dem Hauptquartier, den Nebenlagern und den Kapos. Er war ein kleiner Tyrann und von allen Häftlingen sehr gefürchtet, denn er hatte die zweifelhafte Fähigkeit, den Deutschen fast alles nachzumachen. Er schlug und quälte seine Mithäftlinge, die sich nicht wehren konnten. Dank meiner Bekanntschaft mit seinem Onkel ließ er mich in Ruhe.

– Jakob Bresler über die Funktionshäftlinge

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