Geburt von Kindern

Während der NS-Zeit (1933 – 1945) wurden eineinhalb Millionen jüdische Kinder von den Nationalsozialisten ermordet. Das Schicksal von sieben Kindern, die im KZ-Außenlager Kaufering I geboren wurden und überlebten, lässt sich heute rekonstruieren.

Ibolya Kovács mit Agnes, Sara Grün mit Jossi, Eva Fleischmannová mit Marika, Magda Schwartz mit Judit und Elisabeth Legmann mit Georg kurz nach der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau 1945. Quelle: KZ-Gedenkstätte Dachau

Alle wurden im Winter 1944/45 in Lager I von ungarischen Müttern zur Welt gebracht. Diese waren bereits schwanger, als sie von den Nationalsozialisten erst in Ghettos gesperrt, in Konzentrationslager deportiert und anschließend ins KZ-Außenlager Kaufering I überstellt wurden.

Die Schwangeren litten Hunger, Kälte und waren der brutalen Willkür der SS-Wachmannschaft ausgeliefert. Nachdem die Schwangerschaften entdeckt worden waren, wurden sie in einer separaten Holzbaracke untergebracht und in der Häftlingswäscherei eingesetzt.

Das erste Kind wurde am 8. Dezember 1944 geboren – unter katastrophalen hygienischen Umständen und ohne ärztliche Instrumente – mit der Hilfe eines jüdischen Häftlingsarztes.

Die Neugeborenen überlebten dank des Einsatzes der Mitgefangenen. Sie beschafften einen kleinen Ofen, um Wasser zu kochen, saubere Lappen, die als Windel verwendet werden konnten, und zusätzliche Nahrungsmittel. Währenddessen lebten die Mütter und Säuglinge in ständiger Lebensgefahr. Denn die SS stellte immer wieder Überlegungen zu Deportationen von arbeitsunfähigen, weiblichen KZ-Häftlingen in das Sterbelager Bergen-Belsen an.

Anfang April 1944 begann die SS mit der Räumung der KZ-Außenlager. Die sieben Mütter wurden zusammen mit anderen Häftlingen in einen Zug getrieben, der jedoch unter Beschuss geriet. Am 29. April wurden sie und ihre Babys von US-amerikanischen Truppen im Konzentrationslager Dachau befreit.