Kaufering VI (Türkheim)

Laut SS-Arbeitsdienstführer Josef Hermer mussten 20 Gefangene aus dem KZ Dachau das KZ-Außenlager Kaufering VI in Türkheim zusammen mit Arbeitskräften der OT, Mindelheimer Oberschülern und möglicherweise auch Kriegsgefangenen im Oktober 1944 errichten. Bei Ankunft des ersten Häftlingstransportes mit 1.172 Menschen Anfang November 1944 befand sich das Lager noch im Aufbau. Es entstanden etwa 30 Erdhütten, mehrere Baracken sowie vier Wachtürme.

Die primitiven Erdhütten boten den KZ-Häftlingen nur geringen Schutz vor der Kälte. Die Aufnahme zeigt das Lager Kaufering VI. Quelle: KZ-Gedenkstätte Dachau

Die Inhaftierten waren vorwiegend Juden aus Ungarn, Polen, Griechenland, Rumänien, Tschechien und Deutschland.

Die KZ-Häftlinge wurden als Zwangsarbeiter für den Bau einer Arbeitersiedlung südlich des Lagers eingesetzt. Die weiblichen Inhaftierten arbeiteten als Erntehelferinnen bei Bauern.

Er war SS-Mann. Nach der Befreiung des Lagers stellte sich jedoch heraus, wovon bis dahin nur der Lagerarzt (selber ein Häftling) wußte: Der Lagerführer hatte aus eigener Tasche nicht geringe Geldbeträge insgeheim herausgegeben, um aus der Apotheke des nahen Marktfleckens Medikamente für seine Lagerinsassen besorgen zu lassen! (…) Nach der Befreiung versteckten jüdische Häftlinge den SS-Mann vor den amerikanischen Truppen und erklärten deren Kommandanten gegenüber, sie würden ihm den SS-Mann einzig und allein unter der Bedingung ausliefern, dass ihm kein Haar gekrümmt wird.

– Dr. Viktor E. Frankl über die Zeit nach der Befreiung

Quellverweis
Das ehemalige Lagergelände Kaufering VI ist heute nicht öffentlich zugänglich. Quelle: Stiftung Bayerische Gedenkstätten/ Rainer Vierlböck
Am 22. April 1945 begann die SS-Wachmannschaft des hier aufgenommenen Kaufering VI, das Lager zu evakuieren. Quelle: Carls Luftbild Datenbank

Die hygienischen Bedingungen innerhalb des Lagers waren ein wenig besser als in anderen. Anfänglich gab es nur wenige Tote, bis eine Typhusepidemie ausbrach. Nach Unterlagen des Bayerischen Landesentschädigungsamtes liegen auf dem angrenzenden KZ-Friedhof etwa 80 Personen bestattet.

Am 22. April 1945 wurden die ersten KZ-Häftlinge auf einen Todesmarsch über Kaufering in Richtung des KZ Dachau geschickt. Im Umfeld des Lagers kam es zu Gefechten zwischen SS und Alliierten, bei denen sich die SS-Angehörigen schließlich ergaben.

Heute befindet sich das ehemalige Lagergelände in Privatbesitz und ist unzugänglich.

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