Misshandlungen

Körperliche Gewalt gehörte zum Alltag der Gefangenen in den Konzentrationslagern. Offiziell konnte nur das Wirtschafts-Verwaltungshauptamt der SS (WVHA) in Berlin die Bestrafung eines KZ-Häftlings anordnen.

Die Inhaftierten waren jedoch der täglichen Brutalität der Wachmannschaften ausgesetzt. Besonders hart wurde das Stehlen und Schmuggeln von Nahrung sowie der Besitz von zusätzlicher Kleidung bestraft. Bereits das Auswattieren von Kleidungsstücken mit Papier gegen die Kälte wurde geahndet – mit Essensentzug, Schlägen oder einem Aufenthalt im Stehbunker. Auch die Todesstrafe wurde angewandt.

Es gab andere Folterungen, denen wir auf dem Appellplatz ausgesetzt waren, die formell als Bestrafung bezeichnet wurden. Zum Beispiel mussten wir mit den Knien in der Luft und ausgestreckten Armen hocken und in jeder Hand einen Ziegelstein halten. Nach einer Weile zitterten unsere Knie, Rückengelenke und Schultern vor Schmerzen. Aber wenn man es wagte, seinen Körper ein wenig zu strecken, erhielt man einen Schlag mit einem Stock oder einem Gewehr auf seinen Kopf.

– Israel I. Cohen über tägliche Misshandlungen

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In Lager Kaufering I wurden im November 1944 sechs Gefangene auf dem Appellplatz erhängt. Die Männer hatten Stofffetzen von Decken abgerissen und sie um ihre Füße gewickelt, um nicht barfuß in ihren Schuhen gehen zu müssen. Ein 15-Jähriger wurde im Januar 1945 erhängt, weil er Handschuhe von seiner Mutter aus dem Frauenlager Kaufering I angenommen hatte.

Neben den SS-Angehörigen waren es auch die OT-Angehörigen und Kapos, unter denen die KZ-Häftlinge litten.

Vor allem eine Szene ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: Im Zementstaub liegt ein Häftling. Sein Gesicht, Mund, Nase und Augen sind voll mit Zementpulver, er ist daran bereits erstickt und atmet nicht mehr. Über ihm steht ein OT-Mann und schlägt mit einem Stock noch immer wütend auf ihn ein.

– Zwi Katz über das Sterben im Lager

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