Weingut II

Die Baustelle des Rüstungsbunkers „Weingut II“ wurde westlich von Landsberg im Frauenwald errichtet. Mit der Durchführung des Baus der Bunkerhülle wurde die Münchner Firma Leonhard Moll von der Organisation Todt (OT) beauftragt.

KZ-Häftlinge des KZ-Außenlagerkomplexes Landsberg/Kaufering wurden bei Arbeiten an den Bunkerbaustellen eingesetzt. Quelle: Stadtarchiv Landsberg

Die Rodungsarbeiten an der Baustelle „Weingut II“ begannen im Mai 1944. Nach Aushebung der Widerlagerschächte und Anhäufung des Schalungsberges begannen die Betonarbeiten. Das erste Segment der Betondecke wurde am 10. Oktober 1944 fertiggestellt. Im nächsten Schritt wurde der angehäufte Kies unter dem fertiggestellten Segment ausgebaggert und mit dem fünfstöckigen Innenausbau begonnen. Die körperlich schweren Arbeiten mussten von KZ-Häftlingen ausgeführt werden. Überlebende berichteten von Mitgefangenen, die auf der Baustelle starben. Etwa ein Dutzend Gefangene sollen in den flüssigen Beton gefallen und gestorben sein.

Unzählige Mengen an Zement, Gleisstücke, Mischmaschinen wurden in schwindelerregende Höhen transportiert. Der Boden da oben war sehr rutschig, man musste die Stangen gut festhalten, um nicht abzugleiten. Einige hatten keine Kraft oder keinen Willen mehr, sich festzukrallen. Sie fielen von dem Betonberg hinab in die Tiefe, wurden von den herausstehenden Eisenbalken zerfetzt und kamen unten nur noch als blutiges Bündel an.

– Zev Birger über die Zwangsarbeit auf der Bunkerbaustelle

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War der Bunker „Weingut II“ zunächst für die Flugzeugproduktion der Firma Dornier vorgesehen, fiel im Januar 1945 die Entscheidung, dass im Bunker „Weingut II“ die Firma Messerschmitt die Bauteile des Düsenflugzeug Me 262 fertigen sollte. Pro Monat sollten Komponenten für rund 300 Flugzeuge hergestellt werden. Obwohl der Bunker noch nicht fertiggestellt war, begann die Firma Messerschmitt bereits mit der Auslagerung von Maschinen und Produktionsabläufen aus ihren zerstörten Fabriken.

Als die Bauarbeiten im April 1945 eingestellt wurden, war der Bunker 233 Meter lang, 85 Meter breit und 25 Meter hoch.

Oben am Gipfel waren mehrere Baustellen, dort bog man die Eisenstangen in die gewünschte Länge und Form. Die Eisenstangen wurden mit einem Zug, von einer Lokomotive gezogen, dorthin befördert. Die Lokomotive machte einen schrecklichen Lärm, manchmal blieb sie auch stehen. Dann mußten wir schnell rennen und große Keile unter die Räder schieben, damit der Koloss nicht zurück rutschte. 

– Zev Birger über die Bunkerbaustelle

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Überlebende des KZ-Außenlagerkomplexes Landsberg/Kaufering berichteten von Mitgefangenen, die bei den Arbeiten an der Bunkerbaustelle in den flüssigen Beton fielen. Ihre sterblichen Überreste befinden sich noch heute in den Wänden der Bunkeranlage. Seit 2015 erinnert ein Denkmal an der Innenseite der Bunkerhülle an die Opfer. Quelle: Stiftung Bayerische Gedenkstätten/ Rainer Viertlböck

Nach Kriegsende nutzten die US-amerikanischen Truppen den Bunker als Sprengort für Bomben. 1959 übernahm die deutsche Luftwaffe den Bunker. Nach Umbauten nutzt sie ihn seit 1963 als Materialdepot und für Instandsetzungsarbeiten an Flugzeugelektronikbauteilen.

Seit 2011 befindet sich in der Untertageanlage die Militärgeschichtliche Sammlung „Erinnerungsort Weingut II“, die über die Geschichte des Ortes informiert. Informationen zu Führungen finden sich unter https://mgs-weingut-ii.business.site.