Zivile Hilfe

Der Kaminkehrer Alois Elsner nutzte seinen Beruf, um im KZ-Außenlagerkomplex Landsberg/Kaufering Gefangene mit dringend benötigten Gütern zu versorgen. Dokumentiert sind seine Taten durch zahlreiche Briefe, die ihn während und nach der Zeit des Nationalsozialismus erreichten.

Alois und Maria Elsner mit ihrem Sohn. Seit 2018 erinnert eine Gedenkstele an der Alois-Elsner-Straße in Landsberg an das Ehepaar. Quelle: Archiv Familie Elsner

Alois Elsner wurde am 16. Juni 1897 in Burglengenfeld in der Oberpfalz geboren. 1941 war der gelernte Kaminkehrer gezwungen, in die NSDAP einzutreten, um nur zwei Jahre später wieder ausgeschlossen zu werden. Der Grund: Interessenslosigkeit und undiszipliniertes Verhalten. 1944 führte ihn seine Arbeit in die KZ-Außenlager im Gleisdreieck bei Kaufering und Hurlach. Alois Elsner wurde Zeuge des Leids der KZ-Häftlinge und beschloss, ihnen zu helfen.

In den Folgemonaten schmuggelte er mithilfe seiner Frau Maria Lebensmittel, Kleidung, Hygieneartikel und Arzneimittel in die Lager. Die Wünsche der Gefangenen waren bescheiden: „eine warme Unterhose, warmes Hemd, Swetter, zwei Paar Strümpfe, zwei Taschentücher“.

Eine zivile Hilfe, die den beiden Eheleuten das Leben hätte kosten können.

Dr. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Altbürgermeister Franz Xaver Rößle (links) und der damalige Oberbürgermeister Mathias Neuner (rechts) bei der Einweihung der Stele für das Ehepaar Elsner im Jahr 2018. Quelle: Pressestelle Stadt Landsberg

Nach Kriegsende gaben die KZ-Häftlinge eine gemeinsame Erklärung an die US-amerikanischen Behörden ab, in der sie sich für die Familie Elsner verbürgten. Im Oktober 2017 wurden Alois und Maria Elsner als „Gerechte unter den Völkern“ nachträglich geehrt.

Überlebende berichteten von weiteren Hilfen einzelner Bürgerinnen und Bürger.

Der deutsche Bauer fuhr mit seinem Wagen voller Kartoffeln ins Dorf und kehrte dann nach wenigen Minuten mit einem Korb voller Brot, Brötchen, Marmelade und Getränken zurück. Wir setzten uns sofort auf den Boden und sahen gierig zu, wie der deutsche Bauer jedem von uns ein großes Stück Brot zuteilte, das größer war als jedes, das wir jemals im Lager erhalten hatten. Außerdem gab er jedem von uns ein mit Marmelade bestrichenes Brötchen. Wir stürzten uns mit großem Genuss auf unser Essen.

– Israel I. Cohen über Hilfe aus der Bevölkerung

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