Finnenzelte, Erdhütten und Tonröhrenbauten

Die Häftlingsunterkünfte der KZ-Außenlagerkomplexe Landsberg/Kaufering und Mühldorf waren von primitivster Form. Bei Errichtung der Lager dienten teilweise sogenannte Finnenzelte als erste provisorische Unterkünfte. Diese bestanden aus einfachen Sperrholzplatten und waren leicht zu transportieren und aufzustellen.

Die runden Finnenzelte bestanden aus Sperrholzplatten und dienten oftmals als erste Unterkünfte für die KZ-Häftlinge. Quelle: University of North Texas Libraries, The Portal to Texas History, crediting The 12th Armored Division Memorial Museum

Im weiteren Ausbau der Lager wurden die Finnenzelte mehrheitlich durch sogenannte Erdhütten ersetzt. Hierbei handelte es sich um ein mit Erde bedecktes Satteldach, dass über einen ausgehobenen Mittelgang auf dem Erdboden auflag. Seitlich des Mittelgangs war der mit Holzbrettern befestigte Schlafbereich für etwa 50 Gefangene. Ein Fenster gab es lediglich an der Stirnseite gegenüber dem Eingang. Für den in der Erdhütte befindlichen Ofen fehlte es oft an Brennmaterial.

Die Erdhütten mussten von den KZ-Häftlingen selbst erbaut werden. Im Hintergrund kann man den Lagerzaun und einen Wachturm des Lagers Kaufering IX erkennen. Quelle: KZ-Gedenkstätte Dachau
Die hygienischen Bedingungen in den Erdhütten waren katastrophal. Die Aufnahme zeigt das Lager Kaufering IV nach der Befreiung 1945. Quelle: KZ-Gedenkstätte Dachau

In den Lagern Kaufering I, VII und XI ließ die SS sogenannte Tonröhrenbauten errichten, deren Dächer aus französischen Tonröhren konstruiert wurden. Die Tonröhren wurden zusammengesteckt und ergaben ein Gewölbe, das auf ein in die Erde eingelassenes Betonfundament auflag. Auf das Gewölbe wurde wie bei den Erdhütten eine Schicht Humus aufgetragen. Die Bauten waren etwa 13,50 m lang und 6 m breit.

Zeitzeuge Zwi Katz über seine Zeit im KZ-Außenlagerkomplex Landsberg/Kaufering.

Nachdem der Vorarbeiter der Organisation Todt den Platz vermessen und die Ecken ausgerichtet hatte, fingen wir an, die Arbeit unter seiner Aufsicht auszuführen. (…) In der Mitte dieses aufgeräumten Platzes gruben wir einen Graben von einem Meter Breite und 25 Metern Länge von einem Ende zum anderen. In der Mitte dieses Grabens konnten wir uns bewegen. Auf der linken und rechten Seite blieben je zwei Meter für Schlafplätze, die mit Holzplanken bedeckt wurden. Das ganze Gebilde sollte mit vorgefertigten, billigen Holzplanken, etwas Dachdeckermaterial aus Teer und einer Sandschicht sowie mit den Rasenstücken für die oberste Schicht bedeckt werden. An einer Seite dieser Konstruktion wurde eine vorgefertigte Holzwand mit einem Fenster errichtet. Die andere Seite, der Eingang, bekam eine Wand mit Tür. Wir mussten ein paar Stufen graben und sie mit Holz und Schotter befestigen – und die Unterkunft für 50 Häftlinge war fertig.

– Martin Stern über den Lageraufbau

Quellverweis
Neben Erdhütten und Finnenzelten wurden die KZ-Häftlinge auch in sogenannten Tonröhrenbauten wie hier im Lager VII untergebracht. Quelle: KZ-Gedenkstätte Dachau